Ich treffe die beiden Blogger Tim und Rona von modeopfer.ch im Zürcher Restaurant «Movies» zu einem feinen z’Nacht. Die zwei «Modeopfer» sind ein eingespieltes Team, und begrüssen mich herzlich. Schon zu Beginn müssen wir alle drei laut lachen, als sich herausstellt, dass die Bedienung den Tisch fälschlicherweise auf den (Frauen-)Namen «Kim» anstatt «Tim» reserviert hatte.

«Hallo liebe Modeopfer»… so beginnt jeder eurer Blogeinträge. Was wollt ihr euren Lesern damit sagen? Ist das nicht eine Beleidigung?
TIM: Modeopfer steht für eine Modesucht, die man hat. Zum Beispiel die Sucht nach schönen Kleidern, Mode im Allgemeinen, und dass man so in eine gewisse Abhängigkeit geraten kann (die allerdings nur fürs Portemonnaie schlimm ist).
RONA: Im Englischen sagt man ja auch «Fashion Victim»! Wir wollten aber nie auf Englisch bloggen, und so wurde daraus die deutsche Übersetzung «Modeopfer».

Wie würdet ihr euren eigenen Stil beschreiben?

TIM: Sporty, Vintage, Casual
RONA: Unentschlossen, Casual, Elegant
Wie findet man seinen eigenen Stil?
RONA: Erst einmal ist es ein riesen Unterschied seinen eigenen Stil zu finden, und Sachen zu finden, die zu einem passen. Man muss also zu allererst herausfinden, was einem steht, und danach erst schauen, was einem gefällt.
TIM: Man soll keine Trends zwanghaft nachahmen, sondern vielmehr Trends adaptieren.
Was bedeutet es für euch, wenn jemand «chic» angezogen ist?
TIM: «Gut» oder «stattlich» kommt mir da als erstes in den Sinn.
RONA: Originell und überraschend! Chic ist, wer seinen Stil gefunden hat.
TIM: Einfach nicht «schlecht gekleidet» sein. Das muss nicht unbedingt elegant im Abendkleid heissen, sondern einfach gut und passsend gekleidet.
Welches Kleidungsstück löst bei euch ein Gefühl aus, wenn ihr es trägt?
RONA: Ein weisses Kleid von Claudie Pierlot. Es ist von vorne eher bieder, und hat hinten einen tiefen Rückenausschnitt mit Satinbändchen zum zuschnüren. Darin fühle ich mich chic und sexy. Ich habe es noch nie getragen, ich warte noch auf den richtigen Event. Ausserdem gibt es da noch meine Chanel Tasche: Ich habe sie von einem besonderen Menschen geschenkt bekommen, deswegen hat sie für mich einen Erinnerungswert, der mir für immer bleiben wird.
TIM: (sagt nichts und nimmt ganz langsam, fast schon sinnlich, seine Tasche hervor: Die «Rocco Duffle Bag» von Alexander Wang. Er lächelt dabei stolz und fährt mit seiner Hand über das Leder.) Ich habe zwei Jahre darauf gewartet, bis ich mich überwinden konnte, sie zu bestellen. Als ich sie endlich in meinen Händen hielt, fühlte ich mich erlöst…
RONA: (fällt ihm ins Wort) Auch ich war erlöst! Er hat mich die ganze Zeit damit genervt!
TIM: Ich fühle mich «strong», wenn ich die Tasche trage. Sie ist simpel, man kann sie sicher noch in vier Jahren tragen, und: Sie ist trotzdem speziell. Ich könnte mit den Studs daran sogar jemanden erschlagen!
Ein Tipp/Ein Accessoire, um ein Casual Outfit «chic» aussehen zu lassen?
TIM: Ein Schal! Ein leichtes Foulard in schönen Farben: Eine Art Sommerschal passt im Moment zu jedem Outfit.
RONA: Ohrringe! Elegantere Ohrringe oder Perlohrringe machen jedes schlichte Outfit sofort viel edler. (Sie selbst trägt heute Abend grosse Glitzer-Ohrringe mit Türkis farbenen Steinen)
TIM: Schmuck allgemein ist immer eine gute Idee, um ein Outfit aufzuwerten. Man soll dabei aber nicht übertreiben, sonst sieht man schnell einmal aus wie Lindsay Lohan! Und das wollen wir ja alle nicht, oder?
RONA: High Heels für die Ladies, oder schöne Schuhe für einen Mann. Frauen sollten Schuhe tragen, die ihnen das Gefühl geben, sexy zu sein. Man kann als Frau ein XXL Schlabbershirt tragen und Jeans, aber sobald man High Heels dazu trägt, ist es gleich ein ganzes Outfit!
Findet ihr die Zücher chic, oder haben wir noch einen langen Weg vor uns?
RONA: Es gibt noch viel Arbeit. Die Leute auf CHIC IN ZURICH sind immer so gut angezogen, aber wir sehen die irgendwie nie auf der Strasse!
TIM: Es gibt ein paar Leute in Zürich, die tatsächlich Style haben. Aber viele haben nur diesen Fensterpuppen-Style. Die Leute kaufen einfach irgendwas, und denken dann es sehe gut aus, weil es ja an der Puppe gut aussah. Weil man selber keine neue Ideen hat, oder sich einfach nicht getraut, anders auszusehen als alle anderen.
RONA: Alle mit der Louis Vuitton Tasche, den Hector Boots, der Ray Ban Sonnenbrille, das sind keine eigenen Styles mehr, sondern Uniformen. 
Mode ist nicht mehr eine Art von eigenem Art von Ausdruck, sondern nur noch ein Anpassen, ein Einfügen in die Masse. Kaum ein Mann ist heute noch gut angezogen!
Warum sind es denn genau die Männer, die nicht so gut angezogen sind?
 Hast du dafür eine Erklärung Rona?
RONA: Das Shopping-Erlebnis in Zürich in den meisten Geschäften der Bahnhofstrasse ist einfach nicht gut.
 Männer interessieren sich einfach nicht dafür, shoppen zu gehen.
TIM: Nein! Sie wollen ja auch bei anderen Leuten ankommen, genauso wie die Frauen.
RONA: Die Männer schnappen sich doch einfach eine Jeans, ein Hemd und Schuhe und machen es sich einfach!
 Frauen müssen sich auch viel mehr über ihr Aussehen ausdrücken.
TIM: Es gibt oft einen einzigen Style unter Kollegen, eine Art Rudel-Style. Dann ziehen sich alle gleich an, und denken sie sehen gut aus. Null Eigeninitiative! Sieht einer in der Gruppe anders aus, wird er gleich ausgelacht. 
RONA: Ein heterosexueller Kollege von mir wird von seinen eigenen Freunden verspottet, wenn er sich auf vogue.com über die Trends erkundigt. Das sollte nicht sein. Das wollen wir ändern.


Rona & Tim von modeopfer.ch