Das ist Frau Mattmüller. Sie ist 91 Jahre alt, und eine ganz wunderbare Person.
Als ich sie angesprochen habe, und sie um ein Foto bat, lächelte sie nur, legte ihre Hand auf meinen Arm und sagte:

«Wissen Sie was? Dieser Hosenanzug ist 38 Jahre alt. Den Hut habe ich vor 25 Jahren in Amerika gekauft, für 10 Franken! Und das Armband hat mir mein Mann vor 60 Jahren geschenkt. Dass Sie mich jetzt um ein Foto bitten, das finde ich aber toll!»
Ich machte also mein Foto, und danach standen wir noch ein wenig so da, vor dem C&A, und sie erzählte mir von ihrer Hutsammlung, ihren selbstgenähten Kleidern aus Stoffen, die sie von Hong-Kong-Reisen mitgebracht hatte, und ich hing geradezu an ihren Lippen. Zwischendurch musste sie immer wieder laut lachen, und ihr Lachen war so ansteckend, dass ich mitlachen musste. Sie hielt dabei meinen Arm, und ich wünschte mir, ihr noch den ganzen Nachmittag zuzuhören.
«Ja, wie machen wir jetzt das mit den Fotos? Hat Ihre Tochter vielleicht Internet und kann Ihnen die Bilder zeigen?» fragte ich sie, als ich ihr meine Karte gab. Da schaute mich Frau Mattmüller etwas enttäuscht an. «Meine Tochter ist 64 Jahre alt. Die hat kein Internet. Aber die Fotos würde ich schon gerne sehen…»
Und so kam es dazu, dass ich diese drei Bilder, die ihr hier seht, für Frau Mattmüller entwickeln liess, und ihr eine Karte schrieb. In genau einer Woche treffe ich sie zum Kaffee, bei ihr zu Hause. Sie möchte mir ihren Kleiderschrank und ihre Hutsammlung zeigen. Ich kann es kaum erwarten, und werde auf jeden Fall meine Kamera mitnehmen.
Hätte ich nicht mit diesem Blog angefangen, wäre diese Begegnung nie zustande gekommen. Dafür bin ich unendlich dankbar. Ich hätte mir niemals erträumt, dass mich all die Menschen, die ich bis jetzt kennenlernen durfte, so sehr bereichern würden. Und auf den Kaffee bei Frau Mattmüller freue ich mich natürlich ganz besonders.

Mein Brief an Frau Mattmüller